April 29, 2025

Mit Gehaltsextras im Fachkräftemangel als attraktive Arbeitgeber positionieren

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Gastbeitrag von Dr. Oliver Mock / Steuerberater Fachberater für das Gesundheitswesen (DStV e.V.) | TaxPal Steuerberatungsgesellschaft mbH | www.taxpal.de

Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen spitzt sich weiter zu – insbesondere Praxen im ambulanten Bereich stehen unter Druck, qualifiziertes Personal zu finden und langfristig zu binden. In einem hart umkämpften Arbeitsmarkt reicht ein gutes Grundgehalt allein oft nicht mehr aus, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu behaupten. Viele Praxen setzen daher bereits auf die Nettolohnoptimierung durch gezielte Gehaltsextras. Sie erlaubt es, Mitarbeitenden finanzielle Vorteile zu verschaffen – ohne gleichzeitig die Lohnnebenkosten in die Höhe zu treiben. In diesem Beitrag zeigen wir, wie Ärztinnen und Ärzte dieses Instrument nutzen können, um ihre Arbeitgebermarke zu stärken und gleichzeitig die Motivation und Zufriedenheit im Team zu steigern.

 

Der Druck wächst: Fachkräftemangel in Arztpraxen

Ob medizinische Fachangestellte, Pflegepersonal oder Verwaltungskräfte – qualifiziertes Personal wird im Gesundheitswesen zunehmend zur Mangelware. Besonders in ländlichen Regionen ist die Suche nach gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine echte Herausforderung. Gleichzeitig steigen die Erwartungen der Beschäftigten: Flexibilität, Wertschätzung und finanzielle Anerkennung stehen ganz oben auf der Wunschliste. Wer hier nicht mitzieht, läuft Gefahr, Bewerber zu verlieren oder bestehendes Personal an andere Praxen mit attraktiveren Rahmenbedingungen abzugeben.

 

Mehr Netto vom Brutto: Das Prinzip der Nettolohnoptimierung

Natürlich können Sie die Gehälter nicht unendlich erhöhen. Sie müssen immer die Personalkosten der Praxis im Blick behalten, damit die Praxis wirtschaftlich nicht in Schieflage gerät. Hier kommt die Nettolohnoptimierung ins Spiel. Dahinter steckt die Idee, Mitarbeitenden durch steuer- und sozialabgabenfreie Gehaltsextras einen spürbaren finanziellen Vorteil zu verschaffen – ohne dass dies für den Arbeitgeber mit hohen Mehrkosten verbunden ist.

 

Praxis-Beispiel:

Das folgende Praxis-Beispiel soll die Wirkungsweise der Nettolohnoptimierung verdeutlichen: ein Arbeitnehmer soll eine Gehaltserhöhung von 100 EUR bekommen. Doch wenn das Grundgehalt um 100 EUR erhöht wird, kommt nur ein Bruchteil wirklich beim Arbeitnehmer an.

Gehaltsabrechnung

Bisher

Neu

Veränderung

Bruttogehalt

3.000,00 EUR

3.100,00 EUR

+100,00 EUR

Nettoauszahlung (Steuerklasse I, ledig, PV-Zuschlag, 8 % Kirchensteuer)

2.054,14 EUR

2.109,44 EUR

+55,30 EUR

Zugrunde gelegte Annahmen für die Beispielsberechnung: ledig, Steuerklasse I, PV-Zuschlag, 8 % Kirchensteuer

Dieses Beispiel verdeutlicht: bei einer Bruttoerhöhung von 100 EUR werden dem Arbeitnehmer nur etwas mehr als die Hälfte netto ausbezahlt.

Bei der Nettolohnoptimierung kann die Gehaltserhöhung dagegen im besten Fall steuer- und sozialversicherungsfrei gewährt werden, sodass der volle Betrag beim Arbeitnehmer ankommt. Die „Gehaltsextras“ sind gesetzlich zulässig und lassen sich flexibel gestalten. Beispiele sind:

  • Sachbezüge bis 50 € monatlich (zum Beispiel Tankgutscheine)
  • Jobtickets oder Fahrtkostenzuschuss
  • Kindergartenzuschüsse
  • Gesundheitsförderung
  • Betreuungsleistungen
  • Überlassung von (Elektro-)Fahrrädern
  • Erholungsbeihilfen

Diese Leistungen werden zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn gewährt und erhöhen das verfügbare Einkommen der Mitarbeitenden oft deutlich – ein Pluspunkt, der in Gehaltsverhandlungen entscheidend sein kann.

 

Vorteile für Arbeitgeber: Image, Bindung und Motivation stärken

Für Ärztinnen und Ärzte mit eigener Praxis bringt die Nettolohnoptimierung gleich mehrere Vorteile:

  • Wettbewerbsvorteil bei der Personalsuche : Zusatzleistungen heben das Angebot von anderen Arbeitgebern ab.
  • Langfristige Bindung: Wer spürt, dass sich der Arbeitgeber um echte Vorteile bemüht, bleibt länger.
  • Motivation im Alltag: Kleine finanzielle Aufmerksamkeiten zeigen Wertschätzung – das fördert Einsatzbereitschaft und Loyalität.
  • Kosteneffizienz: Im Vergleich zu klassischen Gehaltserhöhungen verursachen viele Extras geringere Lohnnebenkosten.

 

Umsetzung in der Praxis: Worauf Ärzte achten sollten

Damit die Optimierung rechtssicher und effektiv gelingt, sollten Ärztinnen und Ärzte einige Punkte beachten:

  • Beratung in Anspruch nehmen: Ein Steuerberater oder spezialisierter Dienstleister kann helfen, individuelle Modelle zu entwickeln und rechtliche Fallstricke zu vermeiden.
  • Transparente Kommunikation: Mitarbeitende sollten genau wissen, welchen Vorteil sie von den Extras haben und wie sie genutzt werden können.
  • Dokumentation und Nachweise: Besonders bei zweckgebundenen Leistungen (z. B. Kinderbetreuung) ist eine saubere Dokumentation wichtig.

 

Fazit: Mit cleveren Extras zum attraktiven Arbeitgeber im Gesundheitswesen

In Zeiten des Fachkräftemangels reicht es nicht mehr, nur mit einem „soliden Gehalt“ zu werben. Ärztinnen und Ärzte, die bereit sind, innovative Vergütungsmodelle wie die Nettolohnoptimierung zu nutzen, verschaffen sich einen echten Vorsprung. Gehaltsextras zeigen Wertschätzung, fördern Motivation und helfen dabei, wertvolles Personal nicht nur zu gewinnen – sondern auch dauerhaft zu halten.

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